FAQ

Häufig gestellte Fragen (Frequently Asked Questions) zum Projekt „Ökovision Usedom - Geothermische Fernwärme für die Kaiserbäder“

 Wo wird gebohrt werden?
Der Vergleich von drei Varianten in der Ortslage Heringsdorf hat hinsichtlich einer Veränderung des Geländes, einer Waldumwandlung und weiterer die Umgebung beeinflussender Faktoren gezeigt, dass die Positionierung des Bohr- und Betriebsplatzes für das Geothermische Heizwerk am Bahnhof Heringsdorf die im Moment auch von den Gemeindevertretern gewünschte Lösung darstellt.

Wie hoch ist die Bohranlage?
Die bereits im November 2010 veröffentlichten Ausschreibungen begrenzen die maximale Bohrturmhöhe auf maximal 40 Meter.

Welche Geräuschbelästigungen wird es geben?
Für alle technischen und industriellen Vorgänge gilt hinsichtlich der Geräuschbelastungen die TA-Lärm. Deren Vorschriften werden während des gesamten Bohrprozesses und selbstverständlich auch während des anschließenden Betriebs des Heizwerks eingehalten. Dafür werden, wenn nach entsprechenden Schalldruckpegeluntersuchungen notwendig, Maßnahmen zum Lärmschutz in Form von vorübergehend zu errichtenden Lärmschutzwänden o. ä. ergriffen. Darüber hinaus erfolgt die Auswahl des Bohrstandortes und damit auch des späteren Betriebsplatzes so, dass die Beeinflussung der Umgebung in allen Belangen minimiert wird.

Zuständig für die Genehmigung und Kontrolle der Aktivitäten ist das Bergamt in Stralsund, das gemäß Bundesberggesetz (BBergG) im Rahmen eines Betriebsplanverfahrens in Zusammenarbeit mit allen anderen betroffenen Ämtern und Behörden die entsprechenden Maßnahmen VOR der Genehmigung überprüft und deren Einhaltung während des Bohrbetriebs überwacht. Sollte es trotz aller Sorgfalt zu Beeinträchtigungen kommen, wird die DISA energy die für eine Beschwerde notwendigen Kontaktmöglichkeiten schaffen und schnellstens für Bearbeitung und Abhilfe sorgen.

Während des späteren Dauerbetriebs der Anlage, insbesondere der Geothermischen Zentrale und des Wärmenetzes, werden keinerlei Geräuschemissionen auftreten, da alle Aggregate entsprechend gekapselt und eingehaust werden.

Wie lange dauern die Bohrarbeiten?
Für die Erstellung einer Bohrung am Standort Heringsdorf sind aktuell ca. drei Monate veranschlagt. Demnach dauert die Erstellung der gesamten Dublette ca. sechs Monate. Parallel zur Erstellung der zweiten Bohrung wird bereits mit der Errichtung der geothermischen Zentrale sowie der ersten Bauabschnitte des Wärmenetzes begonnen.

Wird es aufgrund der Erschließungsarbeiten in Heringsdorf Erdbeben wie in Landau oder Basel geben?
Nein, denn diese seismischen Ereignisse fanden in einem komplett unterschiedlichen (und bei weitem nicht so exzellent bekannten) geologischen und technischen Umfeld statt. Heringsdorf befindet sich im Norddeutschen Becken. Der Thermalwasserhorizont lässt sich als homogene, poröse und gut flüssigkeitsdurchlässige Schicht charakterisieren. Die heiße Sole wird bei der hier geplanten hydrothermalen Dublette wie bei einem überdimensionalen Trinkwasserbrunnen aus dem Untergrund gepumpt und nach der Nutzung der Wärme wieder in genau dieselbe Schicht zurückgeleitet.

In Landau und Basel sollten die dortigen geothermischen Vorkommen durch eine andere Technologie (Hot-Dry-Rock bzw. Enhanced Geothermal System) erschlossen werden. Hier kommt es darauf an, möglichst viele Risse und Klüfte im festen und wenig durchlässigen Untergrund zu erzeugen. Dazu wird der Untergrund durch hohen hydraulischen Druck aufgebrochen (gefract) und auf diese Weise künstliche Risse für das Thermalwasser in der Tiefe geschaffen. Dies ist in Heringsdorf weder notwendig noch geplant oder anderweitig zu erwarten.

Ähnliche Fälle wie die beschriebenen sind von den mit den Planungen in Heringsdorf vergleichbaren und seit mehreren Jahrzehnten erfolgreich arbeitenden geothermischen Wärmeprojekten in Waren/Müritz bzw. Neustadt-Glewe nicht bekannt.

Weitere Informationen zum Vergleich der Technologien finden Sie unter folgendem Link (ab Seite 7):
http://www.erneuerbare-energien.de

Wie hoch wird das Betriebsgebäude sein?
Nach aktuellem Planungsstand werden die Betriebsgebäude eine Grundfläche von ca. 10 mal 30 Meter haben. Die Höhe beträgt maximal sieben Meter, wobei eine teilweise Absenkung (Kellergeschoss) möglich ist und zurzeit untersucht wird.

Welche Hausanschlussgebühren/Baukostenzuschüsse sind zu entrichten?
Aktuell sind für den Anschluss der einzelnen Abnehmerobjekte in den Kaiserbädern keine Hausanschlussgebühren und auch keine Baukostenzuschüsse für das Wärmenetz zu entrichten. Die zu installierenden Hausanschlussstationen sind und verbleiben im Eigentum der jeweiligen Projekt- bzw. Betriebsgesellschaft, welche auch für die Wartung und Instandhaltung sorgt. Für die Abnehmer fallen lediglich die Kosten für die Wärmenutzung an der Hausanschlussstation an.

Müssen die Heizsysteme in den Gebäuden erneuert werden?
Nein, dies ist nicht notwendig. Vielmehr ist sogar für eine Übergangszeit der Verbleib der Wärmeerzeuger (Kessel oder Therme) in der Heizungsanlage empfehlenswert, bis der Ausbau der zentralen Spitzen- und Reservelastkapazitäten im geothermischen Heizwerk abgeschlossen ist.

Der Anschluss eines Hauses erfolgt durch den Einbau einer Hausanschlussstation in die bestehende Zentralheizung.  Nähere Informationen dazu enthält unser Merkblatt „Hausanschluss“.

Beschädigungen der Hausanlage sind nicht zu erwarten, da der Thermalwasserkreislauf (Förderbohrung, Wärmetauscher, Injektionsbohrung) ausschließlich auf dem Betriebsplatz errichtet ist. Er ist stofflich komplett vom Wärmenetz getrennt, durch welches ein mit korrosionshemmenden Zusätzen beaufschlagtes Wasser zirkuliert. Dieses durchströmt wiederum ausschließlich den netzseitigen Teil der Hausanschlussstation. In der Heizungsanlage des Abnehmers verbleibt das bereits jetzt darin befindliche Wasser.

Wie profitiert die Gemeinde von diesem Projekt?
Neben den bereits bei der Projektbeschreibung beschriebenen Vorteilen profitiert jeder einzelne Abnehmer und damit auch die Gemeinde von den langfristig stabilen und planbaren Preisen unabhängig von den starken Bewegungen auf den Öl- und Gasmärkten. Die Fernwärmepreise fallen bereits jetzt je nach Objekt im Rahmen einer Vollkostenbetrachtung auf der Basis der aktuellen Kalkulationen im Durchschnitt zwischen 15 bis 20 Prozent günstiger aus als eine Wärmeversorgung auf Gas-Basis.

Die mit den langfristig und niedrig festgelegten Fernwärmepreisen einhergehende Planungssicherheit erhöht gemeinsam mit dem Kostenvorteil und der Energieversorgung aus heimischer und umweltfreundlicher Quelle die Attraktivität des Tourismusstandortes Kaiserbäder. Allein mit dem Geothermie-Heizwerk in Heringsdorf können bis zu 6.000 Tonnen CO2-Emissionen jährlich eingespart werden.

Darüber hinaus generiert das Projekt der Gemeinde Einnahmen aus den Konzessionsverträgen für das Wärmenetz. Die mit Baubeginn stattfindende Verortung der Projektgesellschaft in den Kaiserbädern führt zusätzlich zu Gewerbesteuereinnahmen.

Beeinträchtigt das Geothermieprojekt den Tourismus?
Aufgrund der zurückgesetzten Lage des Bohrplatzes wird keinerlei negative Beeinflussung des Tourismus während der Erstellung der Anlagen erfolgen. Gleichwohl können die Einwohner und Besucher der Kaiserbäder die in der unmittelbaren Nähe des Bohrplatzes geplanten Informationsangebote wahrnehmen und sich auf diese Weise mit der Technologie und den Vorteilen geothermischer Wärmeversorgung und modernster Tiefbohrtechnik vertraut machen.

Während des Betriebes des geothermischen Heizwerks und des Wärmenetzes sind durchweg positive Einflüsse auf den Tourismus zu erwarten. Die Kaiserbäder können mit einer umweltfreundlichen Energieversorgung für Heizwärme und Warmwasser als Alleinstellungsmerkmal für einen Öko-Tourismus aufwarten und als Luftkurort mit deutlich reduzierten CO2-Emissionen (allein in Heringsdorf ca. 6.000 t Einsparung jährlich) werben. Über die langfristig kalkulierbaren und im Vergleich zur Öl- und Gasversorgung günstigeren Preise kann darüber hinaus auch ein im europäischen Maßstab wettbewerbsfähiges Preisniveau für die Übernachtungen gehalten und angeboten werden.

Beeinflusst die Förderung der Thermalsole den Trinkwasserhaushalt der Insel Usedom?
Nein. Das Thermalwasser wird aus einer Tiefe von ca. 1.800 Metern gefördert, in der keine Trinkwassergewinnung erfolgt. Die jeweiligen Horizonte stehen in keiner Verbindung und werden auch durch die fachgerecht ausgeführten Bohrungen nicht verbunden.

Welche Risiken bestehen im Zusammenhang mit der Erdgaslagerstätte Heringsdorf?
Es gibt auch nach intensivsten Untersuchungen und Konsultationen keinerlei Hinweise für eine Kommunikation beider Lagerstätten. Der geothermische Nutzhorizont ist ausreichend weit von der Gaslagerstätte entfernt und von diesem komplett stofflich und hydraulisch getrennt.

Welche Referenzprojekte gibt es?
In Mecklenburg-Vorpommern sind im gleichen geologischen Umfeld zwei der am längsten in Betrieb befindlichen geothermischen Anlagen Deutschlands gelegen.

In Waren an der Müritz befindet sich Deutschlands erstes geothermisches Heizwerk, das seit 1985 kontinuierlich und sehr erfolgreich arbeitet. Die Anlage in Neustadt-Glewe ging 1994 in Betrieb und wurde im Jahr 2003 sogar um Deutschlands erste geothermische Stromerzeugung erweitert. Mit und zu den Betreibern beider Anlagen bestehen gute Kontakte und ein intensiver Informationsaustausch.

Die Firma Geothermie Neubrandenburg GmbH, die für die Planungen des Heringsdorfer Projektes gewonnen werden konnte, bündelt eine jahrzehntelang gewachsene Kompetenz und Erfahrung auf dem Gebiet der Nutzung der tiefen Geothermie in Deutschland und war bereits federführend an den Planungen und an der Umsetzung der beiden erwähnten Projekte beteiligt.

Die Mitarbeiter der DISA energy GmbH sind seit mehr als 10 Jahren im Bereich der erneuerbaren Energien aktiv. Sie vereinigen eine langjährige Erfahrung in der Umsetzung und im Betrieb rohstoff- und energietechnischer Großprojekte auch im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien sowie aller damit verbundenen projektbezogenen Bereiche, wie Vertragswesen und Liegenschaften, Genehmigungsverfahren, Finanzierung etc.